Die Ansteckblume, Knopflochblume oder auch Boutonnière im Knopfloch des Herrn zeugt von der Stilsicherheit und dem maskulinen Selbstbewusstsein ihres Trägers. Hierbei geht es um Eleganz und persönliche Ausstrahlung. Die Möglichkeiten sind vielfältig und an berühmten Vorbildern mangelt es nicht Unter ihnen der Duke of Windsor, Prince Charles, Cary Grant, Fred Astaire, Adolphe Menjou, Sean Connery - um nur einige illustre Träger schöner Knopflochblumen zu nennen.

Der Begriff Ansteckblume (manchmal auch „lapel pin“) deutet schon auf ein kleines, wichtiges Detail hin: Alles was angesteckt wird, macht ein Loch in das Revers. Sicherheitsnadeln, metallene Pins, Klammern und Haken sollen dafür sorgen, dass die Boutonnière ihre schmückende Aufgabe erfüllt. Gerade jene oft von Floristen, Bastelfreunden und Brautmodengeschäften angebotenen kleinen Blumensträuße für den Bräutigam beanspruchen den guten Anzug und die Nerven am Tag der Hochzeit über die Maßen. Eine dünne Nadel, das Gewicht des Sträußchen und die Erdanziehungskraft wirken auf erschreckende und wenig überraschende Art zusammen. Egal ob Kunstblume im Knopfloch oder frisches Sträußchen (hierzu weiter unten ein paar Worte), alles erscheint doch bißchen viel am schönsten Tag des Lebens. Hier ist weniger mehr und, mit Verlaub, diese überladenen Sträußchen mit gelegentlichen Bändern, Perlen oder gar noch anderem Zierrat verschnörkelt, wirken ein wenig provinziell. Lassen Sie das! Geschichtlicher Hinweis: Bereits zur Zeit der Französischen Revolution trugen adlige Herren auf dem Weg zum Schafott als Zeichen ihrer Unerschrockenheit eine einzelne Boutonnière im Knopfloch, aber man sollte hierüber nicht den Kopf verlieren.
Von frischen Blumen im Knopfloch

Frische Blumen im Knopfloch - das ist eine schöne und individuelle Sache. Zu beachten gilt hier, dass die Blume im allgemeinen Wasser benötigt. Manche Knopflochblumen halten eine Weile, so auch der Klassiker, die rote oder weiße Nelke. Aber auch die beste Blume macht irgendwann schlapp. Um die Lebensdauer im Knopfloch zu verlängern werden unterschiedliche Knopflochvasen angeboten. Oft in Form von Röhrchen, die per Nadel oder Klammer befestigt werden und den Stengel mit etwas Wasser versorgen. Die meisten angebotenen Modelle sehen nicht schön aus, manche albern und die wenigsten sind wirklich praktisch. Auch kleine Glasröhrchen, die als Tischvasen zum Hinlegen angeboten werden sind im Knopfloch getragen (das wird gelegentlich empfohlen) unbrauchbar.
Bedenken Sie auch in jedem Fall, dass eine natürliche Blume aus der Natur nach oben in Richtung Sonne gewachsen ist, am Revers befestigt aber das Gegenüber frontal bezaubern soll. Das Biegen der Reversblüte geht nicht immer gut; viele Knopflochblumen haben somit einen unschönen Sitz und erzielen längst nicht die beabsichtigte Wirkung. Außerdem ist es ratsam an der Rückseite des Revers einen Steg anzunähen, der den Stengel in Position hält. Alternative: seidene Reversblumen, die täuschend echt wirken und sich passend biegen lassen.
Hercule Poirot und die silberne Knopflochvase
Serienfans ist es aufgefallen: Der belgische Detektiv Hercule Poirot trägt in der beeindruckenden TV-Serie stets eine kleine silberne Vase am Revers. Darin ein sehr kleines frisches Blümchen. Das ist schön, ein Schmuckstück und sehr ausgefallen. Achtung: Es kommt eine Nadel zum Einsatz. Diese silbernen Knopflochvasen kommen in ihrem Ursprung aus dem viktorianischen England und nennen sich „Tussie Mussie“. Googeln Sie das mal! Oft sind die Vasen ähnlich einem kleinen Eishörnchen geformt, selten so flach wie bei Poirot. Man drückt vorsichtig mit einem Holzstäbchen etwas feuchtes (Bastel-) Moos hinein und befestigt die Blüte. Das sieht gut aus und wirkt lebensverlängernd für die natürliche Boutonnière. Die originale Knopflochvase von David Suchet aka Hercule Poirot hat übrigens der neuseeländische Schmuckdesigner Gavan Riley speziell für die Serie hergestellt. Sie heißt "Amphora".
Grundvoraussetzung: das Knopfloch

Viele Jacketts, die von der Stange gekauft sind, haben ein geschlossenes Knopfloch. Im Prinzip eine Atrappe, ein verflixt zugenähtes Ding, das aber jede Änderungsschneiderei für Sie öffnen wird. Die wohl schönste Alternative: Lassen Sie sich Ihre Anzüge vom Schneider nähen. Ein schönes Detail ist dann das so genannte handgenähte Milanese-Knopfloch, bei dem ein Faden mit eingenäht wird, der so eine feine und stabilisierende Wulst rund ums Knopfloch erzeugt. Das ist dann deutlich belastbarer beim regelmäßigen Tragen von Knopflochblumen und sieht enorm gut aus. Wie dann die Blume ins Knopfloch kommt, alles über die Geschichte der Boutonnière, berühmte Träger und stilvolle Anwendung der dekorativen Blüten beschreibt Umberto Angeloni (Brioni) in seinem Standardwerk "The Boutonnière - Style in One's lapel". Unterhaltsam, sachkundig und amüsant geschrieben sowie reichhaltig illustriert.
Aus Seide: Boutonnières mit Stil
Häkelblume oder Seiden-Boutonnière?

Hierzu fehlen uns die Worte: Es gibt sicherlich vereinzelt schöne, kultige Boutonnières aus Omas Nadel, aber diese sind den eher rustikaleren Anlässen vorbehalten. Kleine „Knödel“ aus Stoff zu einer Art Blüte geformt sind verzichtbar. Modelle aus Holz und Plastik kommen gelegentlich vor. Das lassen wir unkommentiert. Ein veritabler Ersatz für die kurzlebige Blume aus der Natur ist allerdings die seidene Boutonnière. Da gibt es eine alte Tradition der Handfertigung in Sachsen: Seit 1834 werden hier täuschend echte Reversblüten von Hand aus Seide gefertigt. Alle mit einer seidenumwickelten Drahtschlaufe als Stengel. So ist ein natürlicher Halt im Knopfloch gewährleistet. Mehr über die seidenen Boutonnières aus sächsischer Traditionsfertigung, ihre Geschichte und traditionelle Herstellungsweise erfahren Sie auf unserer Übersichtsseite. Hier stellen wir Ihnen auch unsere stetig wachsende Kollektion schöner Knopflochblumen aus Seide vor. Hier im Bild gut zu sehen: die seidene weiße Nelke getragen von Maximilian Mogg zum Smoking. Zu schade, um allein zur Hochzeit oder bei einer so genannten "besonderen Gelegenheit" getragen zu werden. Die Boutonnière sollte wieder den sartorialen Alltag des Herrn erobern und verschönern.
Berlin-Tipp: Maximilian Mogg - Maßkonfektion für Herren
Blog-Tipp: Die Geschichte der Boutonnière (Lexikon 1905)
Fotos: Flory Gründig, Wikimedia: Library and Archives Canada
Autor: Andreas Thenhaus
LSB (Mittwoch, 13 November 2019 23:20)
Vielen Dank für den höchst informativen Beitrag zur Ansteckblume. Die zwei bisher in meine Kollektion aufgenommenen Exemplare aus Ihrem Hause machen sich sehr gut an meinen Anzügen. Nirgends habe ich sonst in Deutschland eine solch gute Qualität gefunden. Alsbald werde ich erneut bei Ihnen bestellen. Bitte machen Sie weiter so und entzücken Sie mich und andere mit Ihren außergewöhnlichen Produkten.
Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen aus Düsseldorf,
LSB